VW übernimmt Verantwortung für Kooperation mit Militärjunta
Es hat lange gedauert. Doch jetzt hat sich endlich etwas bewegt, auch wenn einige der ehemaligen von der Repression betroffenen VW-Arbeiter, die sich jahrzehntelang dafür eingesetzt hatten, es nicht mehr erleben konnten. Wir zitieren aus einer Meldung der Süddeutschen Zeitung:

„Wolfsburg/Säo Paulo — Volkswagen übernimmt Verantwortung für seine Rolle während der brasilianischen Militärdiktatur von 1964 bis 1985. Nach Informationen von NDR, SWR und Süddeutscher Zeitung soll im Verfahren um die Kollaboration des Konzerns mit dem damaligen Regime am Donnerstag in Säo Paulo ein Vergleich unterzeichnet werden. Dieser Vergleich beinhaltet Entschädigungszahlungen für ehemalige VW-Arbeiter in Millionenhöhe. 36 Millionen Reais (rund 5,5 Millionen Euro) soll die brasilianische Tochter von Volkswagen demnach für individuelle und kollektive Entschädigungen bezahlen. Ein großer Teil des Geldes soll an den Opferverband von ehemaligen Mitarbeitern und deren Hinterbliebenen gehen. Insgesamt geht es um mehr als 60 Betroffene.
Das Verfahren geht auf eine vor fünf Jahren eingereichte Sammelklage ehemaliger Arbeiter zurück, die zu Diktaturzeiten im VW-Werk in Säo Paulo beschäftigt waren. Recherchen von NDR, SWR und Süddeutscher Zeitung
hatten gezeigt, dass sich Volkswagen in Brasilien aktiv an politischer Verfolgung und Unterdrückung von Regime-Gegnern beteiligt hatte. Der sogenannte Werkschutz in Säo Paulo agierte demnach wie ein Geheimdienst, der die eigene Belegschaft ausspionierte. Offenbar hat die Konzerntochter VW do Brasil auch politische Verhaftungen durch die Geheimpolizei auf dem Werksgelände zugelassen und die Betroffenen damit der Folter ausgeliefert. Die Recherchen ergaben, dass der Vorstandschef in Wolfsburg im Jahr 1979 persönlich über die Verhaftungen informiert wurde.
Ein Gutachten der Staatsanwaltschaft hatte die Recherchen bestätigt. Mit dem jetzigen Vergleich werden die langen und zähen Verhandlungen beendet. Volkswagen entgeht damit einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Für Brasilien gilt die Entscheidung als wichtiges Signal, gerade weil der rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro die damalige Militärdiktatur verherrlicht. Für die ehemaligen Arbeiter bedeutet sie ein
Stück Gerechtigkeit, auf die sie Jahrzehnte warten mussten. Auch der eigens von Volkswagen beauftragter Historiker Christopher Kopper von der Universität Bielefeld bestätigte die systematische Zusammenarbeit von VW mit dem einstigen Militärregime. Für Festnahmen auf dem Werksgelände sah er die Volkswagen AG in der Verantwortung.“ (SZ, 24.9.2020)